ASB Saarland schreibt Pflege-Geschichte
Seit 2014 arbeiten die drei Pflegeheime des ASB im Saarland nach dem Modell der „Kongruenten Beziehungspflege“ unter der Leitung von Rüdiger Bauer vom IBI Institut. Besonders ist hier, dass in Slowenien und in Österreich mehrere Einrichtungen an dem Projekt und dieser Pflegeform mitarbeiten.
Die "Kongruente Beziehungspflege" zeichnet sich dadurch aus, dass zwischen Bewohnern und Pflegekräften einer Einrichtung eine besondere Beziehung geschaffen wird. Es stehen keine der bekannten Pflegemodelle mehr im Vordergrund. Die Bewohner der Einrichtung entscheiden über die Pflege und die Beziehung. "Das Erkennen des Erkennens" gilt als wesentlicher Bestandteil dieser Beziehung. Selbst in der Arbeit mit dementiell erkrankten Bewohnern lassen sich dadurch enorme Verbesserungen erzielen. Der Rückgang von eingesetzten Medikamenten und der sogenannten freiheitsentziehenden Maßnahmen sind wesentliche Merkmale der "Kongruenten Beziehungspflege".
Der Besuch der 60-köpfigen slowenischen Delegation aus 16 Seniorenheimen und zweier Fachkräfte aus Österreich hatte zum Ziel, Erfahrungen mit den saarländischen Kolleginnen zu teilen. Der Austausch über das Modell der kongruenten Beziehungspflege, das in Slowenien in 26 Pflegeheimen, in Österreich in sechs Pflegeeinrichtungen, sowie in den drei saarländischen ASB-Seniorenzentren praktiziert wird, bildete den Hintergrund der zwei Tage intensiven Kennenlernens.
Die Delegation wurde von ASB-Landesgeschäftsführer Bernhard Roth im Seniorenzentrum Kirkel-Limbach empfangen. Nach der Begrüßung und dem Vorstellen untereinander mit Hilfe eines mitgereisten Dolmetschers erfolgte ein gemeinsames saarländisches Mittagessen. Anschließend lauschten die Zuhörer interessiert den Vorträgen von Berater Rüdiger Bauer und Kerstin Schmidt, Pflegedienstleiterin in Kirkel-Limbach. Die Kollegen konnten sich dann in Rundgängen in der Limbacher Einrichtung von der Arbeit ihrer saarländischen Pflegekollegen überzeugen. Die Möglichkeit des Austausches wurde hierbei rege wahrgenommen.
Am Abend folgte eine Einladung der Gäste nach Göttelborn auf das ehemalige Grubengelände. ASB-Landesgeschäftsführer Roth erläuterte die Entwicklung des Saarlandes von der Montanindustrie in einen modernen Industriestandort mit großen Unternehmen und der Saar-Universität anhand des Beispiels der Grube Göttelborn. Danach genoss man bei einem gemeinsamen Abendessen die saarländische Gastfreundschaft. Nach einem weiteren Gedankenaustausch waren sich alle Anwesenden einig, den Dialog und Erfahrungsaustausch in geeigneter Weise fortsetzen zu wollen. Franz Imperl, Leiter der slowenischen Delegation, überreichte Gastgeschenke und verband diese mit dem dringenden Wunsch eines Gegenbesuchs der saarländischen Kollegen, um die Einrichtungen und deren Entwicklungsschritte in Slowenien zu erleben. Die Kollegen aus Österreich schlossen sich dem gerne an. Der weitere Kontakt wurde als ganz wichtiger Schritt in diese neue "Pflegekultur", wie es die slowenischen Kollegen nannten, immer wieder betont.
Am zweiten Tag erfolgte der Besuch der Hausgemeinschaften im ASB-Seniorenheim St. Andreas in Homburg-Erbach. Pflegedienstleiter Alexander Nashan konnte über die erfolgreiche Teambildung als ersten Schritt der Kongruenz berichten und die Erfolge hinsichtlich der bewussten Umsetzung in den Hausgemeinschaften aufzeigen. Zudem erklärte er den Sinn der Tierwelt, die sich um das Seniorenheim herum mit Hühnern, Laufenten und Ziegen zeigt. Die Gäste zeigten sich begeistert von den Ideen, die sie gerne mit nach Hause nahmen.
Von Homburg ging es wieder nach Limbach zurück, wo man sich nach einem gemeinsamen Mittagessen verabschiedete. Es blieb das Versprechen eines weiteren Erfahrungsaustausches über das Internet und dem Ziel eines Besuches in Slowenien. ASB-Landesgeschäftsführer Roth erläuterte in seiner Abschiedsrede, dass es hier erstmals gelungen sei, über Ländergrenzen hinweg einen gemeinsamen Weg für eine bessere Pflege in Einrichtungen der Altenhilfe zu finden, die neben den Belangen der Bewohner auch die des Personals eng miteinander in die Beziehung bringen. Dadurch werde die Pflege um ein vielfaches einfacher. Nicht für jede Pflegekraft sei dieser Weg gangbar, denn Beziehung entstehe nicht so einfach neben einem der bekannten alten Pflegemodelle, sondern erfordere ein Umdenken und die Notwendigkeit von echter Empathie. Da die Pflegeschulen dies aber (noch) nicht vermitteln würden, hätten die bereits geschulten Mitarbeiterinnen die Aufgabe, neue und unerfahrene Mitarbeiterinnen auf diesen gemeinsamen Weg vorzubereiten. Roth dankte den Gästen für Ihre Offenheit und Entschlossenheit, diesen Weg gemeinsam über Ländergrenzen hinweg zu beschreiten. Es könne hier etwas Großes und Großartiges entstehen.
Franz Imperl dankte für die Gastfreundschaft und die Möglichkeit dieses Erfahrungsaustauschs. Er hoffe auf eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit. Zudem dankte er Rüdiger Bauer für dessen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der "Kongruenten Beziehungspflege".
Insgesamt gelang es trotz sprachlicher Verständigungsprobleme, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Der erste Schritt für eine, wenn auch kleine, europäische Allianz in der Pflege wurde damit getan.
Begleitet wurde der Erfahrungsaustausch von einem Filmteam aus Österreich, das derzeit einen Dokumentarfilm über das erfolgreiche Pflegemodell produziert.